Mittwoch, 5. November 2008

Zwischendurch mal ein Schnäpschen.



Obschon ein Anhänger der leichten Spirituose, komme ich nicht umhin, euer Augenmerk heute auf ein Whiskey-Buch zu lenken: Fup von Jim Dodge. Hunde kommen darin nicht vor.


Dafür Enten. Das ist ja schon mal nicht schlecht. Und Alkohol. Da kann man auch nicht meckern. Das Destillat, von dem hier – neben vielem anderem – die Rede ist, nennt sich Ol' Death Whisper und überzeugt den Genießer mit atemberaubenden 97 Prozent:

„Ein Schluck Ol' Death Whisper ließ die meisten Menschenwesen auf die Knie sinken; zwei riefen eine mild halluzinatorische Katatonie hervor. Runter hatte das Zeug geschmeckt wie Diesel, und das Bild, an das er sich seitdem erinnerte, wie es im Magen ankam, war der Kompressionsvorgang im Zylinder eines D8-Raupenschleppers.“


Wie jede bahnbrechende Produktinnovation wartet auch Ol' Death Whisper mit beeindruckendem Zweitnutzen auf: 

„Seine Nachbarn nutzten es als Traktortreibstoff, zum Sprengen von Baumstümpfen und – in einer Verdünnung von einem Tropfen auf 0,6 Liter Wasser – zur Behandlung fast aller Beschwerden, mit denen ihr Vieh befallen war.“

Nicht zuletzt lassen sich damit halb tote Entchen päppeln: 
„Die Wirkung setzte sofort ein. Dem Entlein quollen die Augen hervor, und es begann mit wildem Tschilpen auf dem Tisch herumzuzappeln. Nach vier Wochen wog es fast zwanzig Pfund. Jake, mit seiner Schwäche für Exzesse in jeder Form, war so beeindruckt, dass er Nachbarn zum Guckenkommen einlud.“

Warum diese zwanzigpfündige Stockente Fup genannt wird, ist auch so ein netter Wahnwitz. Aus fucked up machte eine schnapsgelöste Zunge Fup Duck. Schon war Entlein getauft.

Abgesehen von Geflügel treten auf: Granddaddy Jake, ein 99-jähriger Alkoholakrobat, dessen eherne Regel es ist, nie vor Mittag in Schweiß auszubrechen. Tiny, sein sanftmütiger, Zäune bauender Enkel. Und Seven Moons, ein Indianer, „der nie viel sagte, aber wenn er etwas sagte, sagte er immer etwas.“

Jim Dodge hat diese Geschichte 1983 geschrieben und wie üblich unter seinen Freunden verteilt. Einer von ihnen, der Pulitzerpreisträger Gary Snyder, witterte literarischen Ruhm und leitete Fup an einen Verlag weiter. Dodge hatte nichts Besseres zu tun als mit Snyder zu wetten, dass sich Fup keine 5.000 mal verkauft. 

Wenige Tage später hatte er bereits verloren. 14.000 Stück waren weg. Simon & Schuster schrieben umgehend einen Scheck aus über 100.000 Dollar Anzahlung. 

In der Folgezeit flatterte Fup mit Lichtgeschwindigkeit um den Erdball. Heute gibt es 14 Übersetzungen davon. Die Filmrechte sind auch schon verkauft.

Die hundert Riesen kamen Dodge übrigens sehr gelegen. Er wohnte in einer Behausung ohne Strom und verdiente nach eigenem Bekunden im Jahr davor 17 Dollar 38. 

Ja, das sind so die Geschichten, von denen wir Werbetexter träumen.



© Michael Frey Dodillet | Die Krawallmaustagebücher 2008

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