Dienstag, 13. Januar 2009

Nachts sind alle Katzen, äh ...



... mausgrau, teergrau, staubgrau, aschgrau, steingrau, bleigrau, zementgrau, asphaltgrau, eisengrau, basaltgrau, stahlgrau, zinngrau, graugrau? Uns doch wurscht.

Hauptsache, wir sind draußen. Mitternachtsspaziergang im Schnee bei 10°C minus. Noch bevor wir ganz aus dem Haus sind, huscht der erste Kater über den Hof. Luna setzt nicht nach, sondern schaut mich an. Ich bin erstaunt. So viel Contenance hätte ich ihr gar nicht zugetraut. Fein. Dafür gibt‘s Blutwurst.

Es ist totenstill im Viertel, klirrend kalt, schneeweiß. Ich leine die Krawallmaus ab. Im Fuss geht es an Bauer Fürmanns grünem Stahltor vorbei. Dahinter randaliert der Hofhund. Luna wufft leise. Ich flüstere „Nein“. Sie hält die Schnauze.

Nach zweihundert Metern sind wir auf dem freien Feld. Über uns der Vollmond. Der Schnee reflektiert sein Licht. Wir spazieren wie unter einer großen Laterne. Die Schneeluft ist voller Gerüche. Die Hundenase fährt hoch und wittert. Ich lege Luna ins Platz und gehe allein weiter. Da sehe ich sie. Zehn kleine Karnickel wuseln durch den Mondschein. Luna entdeckt sie auch. Sie wartet auf mein Kommando. Ich rufe sie zu mir.

(Mal im Ernst. Das ist ein traumhafter Spaziergang. Gelassener, souveräner Hund. Perfekte Bindung, blindes Verständnis. Geht hellwach seiner Wege, aber überlässt mir die Führung, wenn es kritisch wird. Vier Jahre ununterbrochene Ausbildung zahlen sich langsam aus. Das fühlt sich gut an. Schulterklopfen. Weiter so.)

Luna kommt. Wir lassen die Hasen links liegen und laufen quer durch die Baumschule. Hinter den mannshohen Koniferen bewegt sich etwas. Zwei Rehe. Mir stockt der Atem. Ich zische „Sitz“ und leine Luna vorsichtshalber an.

Das hätte ich mir sparen können. Meine Unschuld vom Lande hockt sich hin und schaut zu den Rehen hinüber. Hallo Reh. Geht‘s dir gut, Reh? Tschüss Reh. Was gestern noch Beute war, ist heute Freund. Keine Medikamente im Spiel. Ich schwöre es!

Wir schlendern durch die Nacht. Aus heiterem Himmel biegt Nelly um die Ecke. Zäher Terrier, laute Fußhupe, erklärte Lieblingsfeindin. Das gab bisher noch immer Stunk. Heute nicht. Luna ignoriert, Nelly kneift.

So viel steht fest: In den Kalender muss ein fettes, rotes Kreuz. Das ist der Durchbruch! In allen kritischen Disziplinen! Katzen. Hasen. Rehe. Hündinnen. Viel kann da nicht mehr kommen. Wir sind aus dem Schneider. So wie es aussieht, endgültig. 

Und plötzlich ...











... klingelt dieser Scheißwecker!



© Michael Frey Dodillet | Die Krawallmaustagebücher 2009

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